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Technologie und Management

Entwicklung und Geschichte der Referenzmodelle im Innovationsmanagement

Franz Pleschak und Helmut Sabisch haben in den 1990er-Jahren ein tendenziell linear-sequenzielles Modell entwickelt und dabei mit ihrer Arbeit die Grundlage für die heutigen Referenzmodelle im Innovationsmanagement geschaffen. Es weicht dahin gehend von einem einfachen linear-sequenziellen Modell ab, dass ein Abbruch des Innovationsprozesses und vielfältige Rückkopplungen möglich sind. Interessant ist auch die Ausgestaltung als nie endender Prozess. Bei der Markteinführung eines neuen Produktes beginnt der Prozess in immerwährenden Iterationen jeweils von vorn. Parallele Teilprozesse sind durchaus möglich. Dies ist in der Art des Modells jedoch schwierig zu reflektieren. (Zhang, 2009, S. 57-58, 66)

Klaus Brockhoff hat diesen Innovationsprozess aufgegriffen, und mit einer klareren Abgrenzung der Phasen ist der Ablauf dabei zwingend eine zeitliche Abfolge ohne die Möglichkeit von Parallelitäten und Rückkopplungen (Brockhoff, 1999, S. 43; zitiert nach Zhang, 2009, S. 57, 66).

Dietmar Vahs und Ralf Burmester haben 1999 die theoretischen Grundlagen weiter aufgearbeitet, und bereits dieser Innovationsprozess ist etwas allgemeiner gehalten und dadurch auch vielfältiger einsetzbar (Pucher, 2008, S. 4; in Anlehnung an Vahs & Burmester, 1999, S. 89). Ausserdem ist das Innovationscontrolling als integraler Bestandteil erkennbar. Je neuer ein Referenzmodell, desto deutlicher lässt sich der Trend erkennen, prozessübergreifende Themen wie beispielsweise Controlling oder kulturelle Aspekte darin zu integrieren.

Ein Vertreter der typischen Phasenmodelle wurde von Cornelius Herstatt und Birgit Verworn beschrieben (Herstatt & Verworn, 2007). Der Schwerpunkt liegt dabei auf den sogenannten frühen Phasen (engl. front end). Die frühen Phasen beeinflussen den gesamten Innovationsprozess massgeblich. Verallgemeinerte Schätzungen gehen davon aus, dass 75–85 % der Produktlebenskosten in den frühen Phasen bereits weitgehend festgelegt werden. (Bürgel & Zeller, 1997, S. 219; zitiert nach Herstatt & Verworn, 2007, S. 6).

Der Stage-Gate®-Produktentwicklungsprozess von Robert G. Cooper (2011) greift die Ideen der Phasenmodelle auf und ergänzt sie durch Gates (dt. Meilensteine) zwischen den einzelnen Phasen. Das Modell ist durchaus sehr praktikabel in der Anwendung, verpasst es jedoch weitgehend, moderne Aspekte wie beispielsweise Controlling, Wissensmanagement oder Netzwerkmanagement in den Prozess mit einzubeziehen. Durch die starke Kommerzialisierung verliert der Prozess aus einer wissenschaftlichen Perspektive etwas an Gewicht.
Moderne Frameworks wie das Pentathlon Framework von Rick Mitchell und Keith Goffi (2010) oder auch das Framework für strategisches Innovationsmanagement von Derrick Palmer und Soren Kaplan (2013) verlassen weitgehend, wenn auch nicht vollständig, die traditionell vorherrschende Prozess- und Phasenperspektive. Vielschichtige und prozessübergreifende Aspekte wie beispielsweise der Kontext in der Unternehmung oder die Innovationskultur werden stärker mit einbezogen.

Im Bereich des globalen Innovationsmanagements erarbeiteten Yves L. Doz und Keeley Wilson entscheidende Grundlagen durch die Einführung des Begriffs der metanationalen Unternehmungen und deren Untersuchung (Doz, Santos & Williamson, 2001). Darin setzen sie sich mit globaler Innovationsentwicklung sowie der systematischen Erarbeitung einer erfolgreichen Umsetzung und Wahl beziehungsweise mit den Funktionen der jeweiligen Standorte auseinander. Es folgt dann ihre Erarbeitung der globalen Frameworks mit der Wissensverteilung als Grundlage (Doz & Wilson, 2012). Die Frameworks basieren auf dem Zielkonflikt von komplexem Wissen und dessen Verteilung (Doz & Wilson, 2012, S. 7).



Cooper, R. G. (2011). Stage-Gate® New Product Development System - A Game Plan from Idea to Launch. Hamilton, ON: McMaster University.
Doz, Y. L. & Wilson, K. (2012). Managing Global Innovation - Frameworks for Integrating Capabilities around the World. Boston, MA: Harvard Business Review Press.
Doz, Y. L., Santos, J. & Williamson, P. (2001). From Global to Metanational - How Companies Win in the Knowledge Economy. New York: McGrawHill.
Herstatt, C. & Verworn, B. (2007). Management der frühen Innovationsphasen: Grundlagen - Methoden - Neue Ansätze. Wiesbaden: Gabler.
Mitchell, R. & Goffin, K. (2010). Innovation Management - Strategy and Implementation using the Pentathlon Framework (Bd. 2). New York: Palgrave Macmillan.
Palmer, D. & Kaplan, S. (2013). A Framework for Strategic Innovation - Blending strategy and creative exploration to discover future business opportunities. San Francisco, CA: InnovationPoint.
Pucher, M. (2008). Ideenbewertung im Front End Bereich des Innovationsprozesses. Graz: GRIN Verlag.
Zhang, N. (2009). Effektive Innovationsprozesse - Kritische Analyse von Entscheidungssituationen und Anforderungen an Bewertungsinstrumente. Hamburg: Diplomica Verlag.